WOOD IS FUTURE
Der nachhaltige Wald - multifunktionale Waldwirtschaft und Ökosystem
Der Wald dient nicht nur der Produktion von Holz, sondern auch dem Schutz und der Erholung sowie des Erhalts von Lebensraum für Tiere, Pflanzen und Pilze. Er vereint aus nachhaltiger Perspektive betrachtet ökologische, wirtschaftliche und soziale Funktionen und seine Nutzung soll in einer Weise betrieben werden, die die biologische Vielfalt, Produktivität, Regenerationsfähigkeit und Vitalität erhält. Zu diesem Schluss kam die Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in Europa 1993. Unter anderem die davon abgeleiteten gesetzlichen Regelungen machten Europa – neben Asien – zum einzigen Kontinent mit stetig wachsenden Waldflächen und Holzvorräten. Global gesehen gelten Wälder jedoch als bedroht. In vielen Teilen der Erde nimmt der Bestand rapide ab – als Folge von Bränden und illegaler Abholzung zur Landgewinnung.
Um den Wald als Lebens- und Wirtschaftsraum, als CO2-Speicher und Lieferant von erneuerbaren Rohstoffen zu erhalten, müssen illegaler Holzeinschlag, industrieller Kahlschlag und Monokulturen – wie sie selbst in Teilen Europas noch praktiziert werden – unterbunden werden.
Herausforderung Klimawandel
Der fortschreitende Klimawandel stellt den Wald auf den Prüfstand: Wetterextreme wie lange Trockenperioden, Waldbrände und Schädlingsbefall gefährden die Nutzfunktion und unterwerfen die Holzpreise extremen Schwankungen. Aber auch seine Schutzfunktion vor Lawinen, Murenabgängen und Steinschlag ist dadurch gefährdet. Die Schließung zahlreicher Wander- und Radwege wirkt sich zudem auf seine Erholungsfunktion aus. Um diese Waldfunktionen auch in Zukunft zu sichern, müssen Wälder klimafit werden, das heißt, der Wald muss Kriterien wie
- Regenerationsfähigkeit und Resilienz
- fortlaufende Kohlenstoffspeicherfähigkeit
- Produktion nachwachsender Rohstoffe (und damit einhergehend Ersatz fossiler Rohstoffe)
langfristig erfüllen. Eine aktive, klimasmarte Forstwirtschaft begegnet diesen Anforderungen und sichert mit standortabhängigen Maßnahmen des Waldumbaus wie etwa
- der Erhöhung der Baumartenvielfalt
- dem Einsatz von zukunftsfähigem Saat- und Pflanzgut
- der Waldpflege und Durchforstung
- der Regulierung der Wildbestände
die Multifunktionalität des Waldes.
„Durch aktive und naturnahe forstliche Bewirtschaftung kann der Schutz und Erhalt des komplexen, multifunktionalen Ökosystems Wald langfristig gewährleistet werden. Die biologische Vielfalt sowie wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen können so erhalten werden, der Boden geschützt, die Wasserqualität verbessert und nicht zuletzt Kohlenstoff gespeichert werden. Wichtige regionale Arbeitsplätze und natürlich der nachwachsende Rohstoff Holz – der einzige in Europa in ausreichender Menge zur Verfügung stehende Rohstoff – werden darüber hinaus sicher gestellt.“
Ing. Georg Eret, Leiter Forstrevier Klausen der Österreichischen Bundesforste AG
Der Wald der Zukunft
In Europa sind ein proaktiver Waldumbau in Richtung verstärkte Pflanzung von klimaangepassten Baumarten und mehr Mischwald für eine langfristig positive Klimawirkung entscheidend.[1] Artenreiche Mischwälder sind am widerstandsfähigsten und somit für den Klimawandel gut gerüstet.
Der Fichtenanteil wird zukünftig unter 600 m Seehöhe stark zurückgehen, bedingt durch steigende Temperaturen, Trockenheit sowie Waldschädlinge. Die widerstandsfähigeren Douglasien, Lärchen und Weißtannen könnten sie ersetzen. Laubhölzer werden in Zukunft generell eine tragende Rolle spielen, speziell Eiche oder auch Bergahorn. Sie kommen mit Trockenstress gut zurecht und sind sehr anpassungsfähig. Edellaubbaumarten wie etwa Edelkastanie oder Walnuss werden zukünftig ebenfalls zunehmen, denn sie eignen sich insbesondere als Mischbaumart. Der Waldumbau wirkt sich natürlich auch auf die Tierwelt aus. Je größer die Vielfalt, desto mehr Lebensräume sind gegeben. Das bedeutet auch wieder mehr Platz für seltenere Arten.
Mischwälder haben darüber hinaus den Vorteil, langfristig einen höheren Holzzuwachs zu leisten, das heißt, leben viele verschiedene Baumarten zusammen, wachsen die Bäume schneller. Grund dafür ist die strukturelle Komplexität, die mit der Artenvielfalt einhergeht. Insbesondere die Mischung von schattentoleranten Baumarten mit jenen, die viel Licht benötigen, erweist sich als effektiv.[2]
Rohstoff Holz: Ist die Nutzung ökologisch vertretbar?
Aktuell steht insbesondere der Wald als Kohlenstoffspeicher im öffentlichen Diskurs. Die Klimaschutzwirkungen der Holznutzung werden sehr kontrovers diskutiert. Häufig wird dafür plädiert, Holz als Kohlenstoffspeicher im Wald zu belassen. Auch um die Klimaschutz-Ziele der Europäischen Union zu erreichen. Berechnungen gehen davon aus, dass bis 2050, dem angepeilten Jahr der Klimaneutralität, mehr Kohlenstoff im Wald gespeichert wird, wenn kein Holz entnommen wird. Experten weisen jedoch darauf hin, dass bei der Bewirtschaftung von Wald andere zeitliche Dimensionen berücksichtig werden müssen, denn sein Wachstum muss in Zeiträumen von über 100 bis 150 Jahren betrachtet werden.
Eine neue europaweite Studie zeigte außerdem, dass in unbewirtschafteten Waldbeständen ein großer Anteil der Holzproduktion an die Totholzfraktion verloren geht, denn die natürliche Konkurrenz zwischen Bäumen führt zum früheren Absterben von jährlich 5 – 20 Prozent aller Bäume.[3] Darüber hinaus sind vor allem jüngere Bäume bessere CO2-Speicher. Durch Aufforstung erneuerte Wälder binden daher mehr Kohlendioxid als ein Wald, der nicht bewirtschaftet wird und überaltert. Eine bestimmte Menge Totholz sollte dennoch gefördert werden, um den Wald als Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Pilze zu erhalten.
„Durch die Bewirtschaftung werden die Bäume vor dem natürlichen Absterben entnommen, wodurch die Eingriffe zu einem optimalen Zeitpunkt für den Klimaschutz erfolgen. Das Holz kann zu Holzprodukten verarbeitet werden und diese speichern weiterhin den Kohlenstoff. Oder es werden fossile Brennstoffe ersetzt.“
DI Dr. Peter Mayer, Leiter des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW)
Zudem kommt bei der Frage nach der ökologischen Vertretbarkeit dem System aus Angebot und Nachfrage eine bedeutende Rolle zu, das heißt, auch ein nachhaltiger Holzkonsum – hinsichtlich Menge und Art der Nutzung – ist ausschlaggebend für die Beurteilung. Eine möglichst effiziente Rohstoffnutzung, hohe Lebensdauer von Holzprodukten und umfassendes Recycling sind gefordert, um eine nachhaltige, klimaschonende Holzwirtschaft zu gewährleisten. Beim Einsatz von Holz als Baumaterial etwa erfolgt eine langfristige Speicherung von CO2 in Bauwerken sowie Möbeln. Gewinnung und Verarbeitung benötigen darüber hinaus weniger Energie als jene vergleichbarer Bau- und Werkstoffe, das heißt, Treibhausgasemissionen werden überdies vermieden.
Die energetische Verwertung von Holz, also der Einsatz als Brennmaterial in Form von Holzscheiten und Pellets, sollte bestenfalls am Ende der Kaskadenverwendung stehen, als Recycling-Möglichkeit oder Verwertung von Reststoffen, die bei der Holzproduktion anfallen, stattfinden. Der Vorteil liegt hier überdies in der Substituierung fossiler Stoffe wie Erdöl oder Erdgas, was Energieholz zu einem wichtigen Bestandteil der Bioökonomie[4] und damit einhergehenden politisch-wirtschaftlichen Strategien macht. Es werden dabei aber nicht nur die energetische Unabhängigkeit Europas gefördert, sondern auch Wertschöpfungsketten mit Einkommen und Arbeitsplätzen geschaffen.
Zertifizierungen für Holzprodukte
Für Holzprodukte wie Energieholz gibt es verschiedene Zertifizierungen und Standards, die die ökologische, ökonomische und sozial nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern sicherstellen. Die zwei bekanntesten internationalen Siegel sind:
- PEFC (Program for the Endorsment of Forest Certifictation)
- FSC (Forest Stewardship Council)
PEFC und FSC haben sehr viele Gemeinsamkeiten, beide zertifizieren unter anderem anhand folgender Kriterien:
- der Waldgröße angemessener Betriebsplanung
- des nachhaltigen Niveaus in der Bewirtschaftung
- des Schutzes der Biodiversität und der besonderen Berücksichtigung von Schutzgebieten
- der Optimierung der Verwendung natürlicher Rohstoffe bei Produkten
- der Etablierung standortgerechter Baumarten
Die Unterschiede der Siegel liegen in Details wie etwa dem Einsatz von Pflanzenschutzmittel oder dem konkreten Ablauf des Zertifizierungsverfahrens.
RIKA pflanzt Bäume – für eine grünere Zukunft
Nachhaltiger Umweltschutz ist Teil der RIKA Unternehmensphilosophie. Im Zuge eines Aufforstungsprojekts pflanzten RIKA Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rund 450 Bäume auf einer 1600 m² großen Fläche in der Nähe des Produktionswerks Adlwang in Oberösterreich. Um den Mischwald vor Verbiss zu schützen, wurde das Gelände eingezäunt. Die Jungbäume werden in den nächsten Jahren zudem regelmäßig ausgemäht, um ihnen genug Licht und Platz zum Wachsen zu geben.
Quellen: www.umweltbundesamt.de, Zuschnitt 91 (Dezember 2023, proHolz Austria), www.wald-der-zukunft.at, www.klimafitterwald.at, www.bfw.gv.at, www.waldhilfe.de, www.topagrar.com, www.hswt.de, www.bundesforste.at
[1] Details und nähere Informationen in der Studie „Klimaeffiziente Nutzung holzbasierter Ressourcen (KlimaHolz)“. Erschienen in: www.hswt.de
[2] Gemeinsame Studie von TU Dresden, Leuphana Universität Lüneburg, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Universität Leipzig, Universität Montpellier und dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig. Ergebnisse erschienen in: Science Advances
[3] Studie von Hans Pretzsch unter Mitwirkung des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW). Erschienen in: Forest Economy and Management, Nr. 544/2023
[4] Bioökonomie steht für ein nachhaltiges Wirtschaftskonzept, bei dem fossile Ressourcen (Rohstoffe und Energieträger) durch nachwachsende Rohstoffe ersetzt werden und gleichzeitig den globalen Herausforderungen wie Klimawandel, Ernährungsunsicherheit und Umweltbelastungen begegnet wird.